Ankunft im niederösterreichischen Amstetten
Nach etwas mehr als 6 Stunden Fahrt sind wir am späten Nachmittag in Niederösterreich, genauer gesagt in Kollmitzberg, einem Ortsteil der kleinen Gemeinde Ardagger, angekommen.
Ardagger liegt zwischen der Donau und dem Mostviertel, direkt an der Moststraße.
Die Moststraße ist das größte geschlossene Mostbirnbaumgebiet Europas.
Ardagger wiederum ist eine kleine Gemeinde mit knapp 3.600 Einwohnern. Der nächstgrößere Ort in der Nähe ist Amstetten – das sagt Euch vielleicht schon etwas mehr… 😉
Quelle: openstreetmap.org
Willkommen im Gasthof Alpenblick
Unser Ziel war es, in diesen wenigen Tagen möglichst viel vom Land zu erleben und so war es für uns selbstverständlich, dass wir nicht ausschließlich in Hotels übernachten, sondern, wann immer möglich, uns in einem Gasthof einquartieren.
Für unsere ersten 4 Nächte buchten wir die Unterkunft (*) bereits vor unserer Abreise von zu Hause aus, um den Urlaub bzw. unsere Erlebnisreise durch Österreich doch etwas planbarer zu machen.
Unsere erste Nacht verbrachten wir im Gasthof Alpenblick in Kollmitzberg.
Wir entschieden uns ganz bewusst dafür, weil der Gasthof in diesem kleinen Örtchen doch sehr abgeschieden und ruhig liegt.
Er thront direkt auf einem Berg neben einer Kirche und schon bei unserer Ankunft und dem ersten Eintritt in unsere Zimmer überzeugte der Blick auf die noch weit entfernten, aber dennoch wunderschön im Panorama sichtbaren Alpen.
Der Gasthof hat seinen Namen völlig zurecht …🤩
Wir legten unsere Sachen ab, machten uns noch etwas frisch und freuten uns dann darauf, nach der langen Autofahrt noch ein “paar Meter” in der Abendsonne zu spazieren…🌄
Der Blick vom hoch oben gelegenen Gasthof über die Donau, die Alpen und die weiten Felder und Wiesen des Landes war atemberaubend.
Die Menschen, die uns begegneten, waren freundlich und aufgeschlossen und begegneten uns ausnahmslos mit einem herzlichen “Grüß Gott”.
Was uns neben der Schönheit der Landschaft aber am meisten auffiel und auch für den Rest des Urlaubs in positiver Erinnerung blieb, war die absolute Ruhe rings um uns herum – es war sooo unglaublich idyllisch…
Die Wegekreuze und Heiligenhäuschen, die unseren Weg säumten, trugen nicht unwesentlich zu unserem ersten Eindruck bei.
Übernachten im Gasthof Alpenblick
Unsere Nacht im Gasthof Alpenblick war wirklich überzeugend. Die Zimmer sind modern und geschmackvoll eingerichtet und genau so geräumig wie die sehr modernen Bäder.
Alles war sehr sauber und die Mischung aus urig und modern strahlte eine sehr angenehme Atmosphäre aus – einfach zum Wohlfühlen.
Alles war liebevoll und geschmackvoll eingerichtet. Ein Aufenthaltsraum mit Spielmöglichkeit für kleine Kinder und ein Kühlschrank mit einer Auswahl an kalten alkoholfreien und alkoholischen Getränken haben unser Gesamtbild abgerundet.
Die Entnahme der Getränke aus dem Kühlschrank (u. a. sogar Wein von österreichischen Weingütern) funktionierte über eine Strichliste auf Vertrauensbasis – sowas kennen wir aus Deutschland gar nicht. 🙈 👍
Der Gasthof wird (unserem Anschein nach) von einer jungen Familie geführt, die vermutlich auch vor Ort lebt.
Obwohl wir nur wenig Kontakt zu den Inhabern hatten, hat sich für uns alles stimmig und gemütlich, um nicht zu sagen “willkommen” angefühlt.
Der Gasthof war offenbar in der Zeit unseres Besuchs nicht allzu ausgebucht, so dass wir zum Frühstück ganz allein in einem herrlichen Wintergarten saßen und während des Essens weiterhin die Ruhe und den Blick auf die Alpen genießen konnten.
Wenngleich die Berge einiges entfernt sind, ist der Gasthof Alpenblick dennoch ein hervorragender Ausgangspunkt für ausgedehnte Wanderungen durch die schöne österreichische Landschaft.
Das Frühstück im Gasthof Alpenblick
Das Frühstück im Gasthof war sehr überschaubar.
Ein Kaffeeautomat und eine kleine Auswahl an Tees stand bereit. Zudem eine Karaffe mit Wasser und eine weitere mit Saft.
Weiterhin gab es zwei Schüsseln mit Cerealien, eine weitere mit Joghurt und frische Äpfel. Eine bescheidene Auswahl an Wurst und Käse, Honig, Marmeladen, vegane Aufstriche, eine kleine Auswahl an verschiedenen Brötchen und frischer Hefezopf (ja, das gab es auch wirklich nirgendwo anders. 😁
… nicht zu vergessen natürlich, die auf Wunsch direkt vom Wirt frisch zubereiteten Eierspeisen … 🙂
Die Auswahl war ob der Tatsache, dass wir offensichtlich an diesem Montag die einzigen Gäste waren, zwar sehr überschaubar, aber dennoch ausreichend. Alles war frisch und lecker. Die frisch zubereiteten Spiegel- und Rühreier überzeugten auf ganzer Linie – genauso wie der traumhafte Ausblick und die Ruhe um uns herum. Was die mangelnde Auswahl doch in ausreichendem Maße kompensierte.
Aufbruch nach Salzburg
Nach unserem “ausgiebigen” Frühstück haben wir unsere Sachen direkt wieder gepackt, um unser nächstes Ziel – Salzburg – nicht allzu spät am Tag zu erreichen. Doch zuvor haben wir noch einen kleinen Abstecher gemacht …
Zwischenstopp im Stift Ardagger
Das Stift Ardagger ist ein ehemaliges Kollegiatstift in Ardagger.
➡️ Nähere Informationen zur Geschichte erhältst Du am Ende des Artikels
Nur zufällig sind wir auf diese Kirche aufmerksam geworden und weil schon die Bilder im Internet sehr beeindruckend waren, entschieden wir uns, das Stift auf unserem Weg nach Salzburg zu besuchen.
Schon bei unserem Eintritt merkten wir den typischen Geruch eines alten Gebäudes, bzw. im speziellen den Geruch des alten Holzes – was aber nicht unangenehm war. Im Gegenteil, nachdem wir zunächst von der Schönheit des Altarraums nahezu überwältigt waren, stellten wir bei unserer weiteren Besichtigung schnell fest, dass die Kirche noch weitestgehend in ihrem Ursprungszustand ist und hier noch keine umfangreichen Renovierungsmaßnahmen stattgefunden haben.
Alles wirkte sehr ursprünglich und authentisch.
Der Kreuzweg führte um einen kleinen Innenhof und selbst die Krypta war zugänglich.
Sollte jemand von Euch einmal in der Nähe sein, dann können wir Euch den kurzen Besuch im Stift Ardagger wirklich empfehlen – vorausgesetzt, ihr interessiert Euch für Kirchen. Doch selbst unser Herr des Hauses, ein Atheist durch und durch 😉, war sehr angetan.
So, das sollte aber nur ein kurzer Eindruck zu unseren Erlebnissen in Niederösterreich werden. Weiter geht es nun über Oberösterreich nach Salzburg. Dort haben wir uns die Stadt angeschaut und im Levys Rooms and Breakfast übernachtet.
Seid gespannt und bleibt dabei…👋🏻
Geschichte des Stifts Ardagger
Stiftung und Weihung
Das Stift Ardagger wurde erstmals im Jahr 823 in der Urkunde Confirmatio Lucovici Pii erwähnt, die zwei Kirchen in Ardagger nannte. Am 7. Januar 1049 übergab Kaiser Heinrich III. das Gebiet in und um Ardagger an das Hochstift Freising unter Bischof Nitker von Freising, um ein Kollegiatstift zu Ehren der heiligen Margaretha zu errichten und zu erhalten. Die feierliche Weihung der Kirche fand bereits am 4. September 1063 statt, bei der bedeutende Männer des Reiches anwesend waren, darunter Erzbischof Anno von Köln, Erzbischof Adalbert von Bremen, Erzbischof Siegfried Graf Eppenstein von Mainz und Bischof Ellenhard von Freising sowie 24 weitere hochrangige Geistliche.
Gründungssage
Der lokalen Sage zufolge befand sich der Kaiser, begleitet von seiner Gemahlin Agnes von Poitou, auf der Jagd, als diese im tiefsten Wald von Geburtswehen überrascht wurde. In ihrer misslichen Lage gelobte die Kaiserin, anstatt der dortigen Waldkapelle eine Kirche samt Kloster zu Ehren der heiligen Margaretha zu stiften, wenn das Kind gesund zur Welt komme. Ihrem Gebet wurde stattgegeben, und das Kind wurde auf den Namen Margarita getauft. Die erste schriftliche Erwähnung dieser Gründungssage stammt aus dem Jahr 1667 und findet sich in einem Manuskript mit vier Miniaturgemälden, darunter eine Abbildung der Stiftskirche und Propstei. Diese Illustration wurde im Auftrag von Propst Melchior von Pergen als Geschenk an Kaiser Leopold I. anlässlich der bevorstehenden Entbindung seiner Gemahlin Margareta Teresa angefertigt und befindet sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek.
Weitere Entwicklung
In den ersten zwei Jahrhunderten nach seiner Gründung florierte das Stift dank landesfürstlicher Privilegien, die unter anderem wöchentliche Markttage erlaubten. Die friedliche Epoche endete jedoch mit dem Einfall des Heeres Ludwigs, Sohn des Bayernherzogs Otto II., in das heutige Oberösterreich. Soldaten brachen das Sacrarium auf und entwendeten wertvolle Gefäße und Paramente, auch zahlreiche Schriften und Privilegien wurden geraubt oder vernichtet. Später erwirkte der damalige Propst Leopold teilweise Wiedergutmachung des Schadens und die Wiederherstellung der Privilegien.
Im 16. Jahrhundert erreichten die Lehren Luthers auch Ardagger, was zu Spannungen innerhalb des Stifts führte. Während der Türkenbelagerung Wiens 1529 wurde das Stift geplündert und in Brand gesteckt. Die Kirche erlitt erheblichen Schaden, und finanzielle Verluste belasteten das Stift weiter. Im 17. Jahrhundert wurde das Stift unter Propst Melchior von Pergen in eine Realpropstei umgewandelt, was bedeutete, dass die Aufgaben des Stifts und der inkorporierten Pfarren nur noch von Vikaren wahrgenommen wurden.
Im Zuge der Reformen Kaiser Josephs II. und der Errichtung der Diözese St. Pölten wurde das Stift Ardagger 1784 aufgehoben. Die Stiftsgüter und Ländereien wurden schlecht verwaltet und 1811 an Graf Alois Geneco versteigert, der als Patron der Stiftskirche und der zugehörigen Pfarren für deren Instandhaltung sorgte.
Stiftskirche und Ausstattung
Baugeschichte
Der ursprüngliche Bau der Kirche aus dem 11. Jahrhundert war eine dreischiffige, flach gedeckte frühromanische Pfeilerbasilika, die noch teilweise in den Umfassungsmauern erhalten ist. Unter Propst Heinrich erfolgte um 1224 bis 1240 der Neubau als spätromanische dreischiffige Basilika mit erhöhtem Chor und darunterliegender Krypta. Die Flachdecke des Langhauses wurde zwischen 1567 und 1584 durch ein Kreuzgewölbe ersetzt und der Boden auf das heutige Niveau angehoben.
Im 14. Jahrhundert erhielt die Kirche zahlreiche gotische Umbauten. Die Barockisierung der Kirche im 17. Jahrhundert unter Propst Caspar Stredele und seinem Nachfolger Propst Melchior von Pergen brachte umfangreiche Veränderungen und die heutige Innenausstattung. Die letzte große Renovierung und Sicherungsmaßnahmen wurden 1996 durchgeführt.
Margarethenfenster
Das bedeutendste Kunstwerk in der Stiftskirche ist das Margarethenfenster, das um 1234 entstand und als einziges, fast vollständig erhaltenes Glasgemälde mit szenischen Darstellungen aus dieser Entstehungszeit in Österreich gilt. Es zeigt 14 Kreismedaillons mit Szenen aus der Märtyrerlegende der heiligen Margaretha. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Fenster zum Schutz vor Kriegsschäden zugemauert, da ein Ausbau und eine mögliche Beschädigung zu riskant erschienen.
Weitere Ausstattung
Die Krypta, die unter dem Hochchor liegt, ist eine spätromanische, dreischiffige Hallenkrypta mit 14 Säulen und Kreuzgratgewölbe. Der Hochaltar datiert aus dem Jahr 1627 und wurde 1996 im Rahmen der Generalsanierung der Stiftskirche wieder aufgestellt. Das prächtige Chorgestühl und die weitgehend erhaltenen Fresken und Stuckaturen im Hochchor und Langhaus stammen aus dem 17. Jahrhundert.
Die Orgel, die ursprünglich 1620 ohne Pedal erbaut wurde, wurde 1770 im Stil des Rokoko vom Orgelbauer Philipp Dorninger erweitert und zählt zu den ältesten erhaltenen Orgelwerken Österreichs.
Stiftsgebäude
Die ehemalige Propstei und die zugehörigen Gebäude werden heute als „Schloss“ bezeichnet und bilden einen Komplex aus drei Flügeln, der über den Kreuzgang mit der Stiftskirche verbunden ist. Die Gebäude befinden sich nach der Aufhebung 1784 und dem Verkauf 1811 in Privatbesitz.